Courtesy:
Kunsthistorisches Museum Wien
Rüstkammer Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Germanisches Nationalmuseum Nürnberg

Claudia Fährenkemper „Amor“

Die „ARMOR“-Arbeiten widmen sich repräsentativen Prunk- und Turnierrüstungen, die eigens für Kaiser, Könige und große Feldherren zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert angefertigt wurden und die weltweit in bedeutenden Militaria- und Rüstungssammlungen anzutreffen sind.
Die Aufnahmen sind überwiegend in der Hofjagd- und Rüstkammer des Kunsthistorischen Museums Wien entstanden, aber auch in den Sammlungen des Braunschweigischen Landesmuseums, des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg und den Staatlichen Museen der Stadt Dresden. Aber auch die ungewöhnliche Ned-Kelly-Rüstung aus der State Library of Victoria im australischen Melbourne ist Bestandteil der Serie. Form, Ausstattung und Emblematik der Rüstungen, ihre skulpturale Qualität faszinieren mich ebenso wie die Vorstellung, dass historische Personen diese Rüstungen als schützende Gehäuse leibhaftig getragen haben.
„ARMOR“ erzählt von Glaube, Liebe, Hoffnung, von Verletzlichkeit, aber auch von Macht und Reichtum. Die Rüstungen demonstrieren außergewöhnliches handwerkliches Können, großen Aufwand, sowie wechselnde Moden, denen auch die Gestaltung der Harnische unterliegen. Was bleibt von uns Menschen in unseren Artefakten erhalten und überdauert materiell, aber auch als kulturelles Erbe, geistige und emotionale Hinterlassenschaft die Jahrhunderte? Die zunehmende Bedrohung durch Gewalt und Terror weltweit war Auslöser für meine Beschäftigung mit Rüstungen und Rittern seit 2010.

Zur Arbeitsweise

Die Aufnahmen sind als Brustportraits angelegt, da es mir nicht um die Dokumentation von unterschiedlichen Rüstungstypen geht, sondern um die skulpturale und materielle Präsenz der Harnische und somit der in absentia „Portraitierten“. Aus ihrem musealen Präsentationszusammenhang entbunden, fotografiere ich sie vor neutralem, meist dunklem Hintergrund, analog und mit vorhandenem Licht mit einer Großformatkamera. Wesentlich dafür, wie der ferne Träger uns als menschliches Wesen hier vor Augen tritt, ist die Konzentration auf das Brustportrait, die Wahl der Perspektive, welche die Ausrichtung (Blickrichtung) und die Neigung des Helmes bestimmen. Auf diese Weise lassen uns die Brustportraits der Harnische nicht nur auf vergangenes Leben zurückblicken, sondern sie bieten auch Anlass, unser aktuelles Dasein im historischen Kontext zu reflektieren. Gleichzeitig aber lassen sie durch Anklänge an Science Fiction auch eine Ahnung vom vage Zukünftigen vor uns erstehen.

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