Samuel Zuder

„Inmitten der Gesteinswüste der tibetischen Changtang-Hochebene ragt er wie eine Pyramide empor: der Mt. Kailash. Die vier Religionen der Hindus, Buddhisten, Jainas und Böns verehren den weit entlegenen, schwer zugänglichen Mt. Kailash nicht nur als heiligen Berg – sie betrachten ihn auch als Ursprung unseres Universums, als Nabel der Welt.
Viele hundert Gläubige begeben sich jährlich auf die strapaziöse Wallfahrt zum Kailash und umrunden den Berg auf einem 54 Kilometer langen Pfad – der sogenannten Kora. Der Weg führt vom Ausgangsort Darchen auf 4600 Meter Höhe über den mit knapp 5700 Meter höchsten Punkt, den „Dolma La“ Pass. Viele Tibeter glauben es bringe Glück, den Mt. Kailash an einem Tag zu umrunden. Die meisten Pilger benötigen jedoch 2 bis 3 Tage. Besonders streng Gläubige legen die Strecke in Niederwerfungen zurück. Dort wo die Fingerspitzen den Staub berühren, richten sie sich wieder auf, um sich danach gleich wieder niederzuwerfen. Zwischen 2 bis 4 Wochen werden sie so unterwegs sein. Eine Kora soll von den Sünden eines Lebens befreien. 108 Umrundungen, so glauben die Buddhisten, führe zur Erleuchtung.
Aus Respekt vor seiner spirituellen Bedeutung ist der Kailash bisher unbestiegen. Die chinesische Regierung versuchte immer wieder das Kailash-Gebiet besser zu erschliessen. Sie plante für 2003 sogar den Bau einer Piste um den Heiligen Berg. Aber alle diese Vorhaben scheiterten an heftigen internationalen Protesten. So ist der Mount Kailash einer der seltenen unbetretenen Orte unserer Erde. Die Pilger nähern sich ihm in Ehrfurcht. Sie umrunden den Berg mit stoischem Gleichmut und im festen Glauben an die Kraft, die vom Mount Kailash ausgehen soll.“

Seine Technik

„Mit dem gleichen Respekt wollte ich den Pilgern und dem für sie so bedeundenden Berg Kailash fotografisch begegnen. Es sollte keine aufregende Reportage über diesen aussergewöhnchen Ort entstehen, sondern ein Portrait in grossen, stillen Bildern. Aus einer gewissen Distanz betrachtet, ohne inszenierende Eingriffe. An verschiedenen Punkten der Kora bat ich die Pilger zum Portrait. Dabei sollten sie genau so vor die Kamera treten, wie sie auch am Kailash unterwegs waren. Möglichst ohne Korrekturen an der Kleidung und ohne sichtbare Reaktion auf die Kamera. Mit einer analogen Linhof 4×5″ Kamera vom Stativ aus fotografiert, dauert alles seine Zeit. So waren die Aufnahmen für die meisten auch eine willkommene Rast auf ihrem Weg um den Berg. Ein kleines zusätzliches Ritual ausserhalb der gewohnten Pilgerroutine.
Es ist eine Serie ikonischer Portraits entstanden, die zugleich das Typische wie auch Individuelle in der Erscheinung der Kailash-Pilger hervorhebt.“

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